Wozu dieses Angebot?
Wozu dienen Seelsorge, Beratung und Psychotherapie und wie unterscheiden sie sich?
Alle Menschen haben Lebens- und die meisten auch Glaubensfragen, alle Menschen geraten früher oder später in Lebenskrisen und fast die Hälfte der Menschen leidet
mindestens einmal im Leben an einer psychischen oder psychosomatischen Störung oder Erkrankung.
Als Menschen beschäftigen uns viele Lebensfragen und wir müssen eine Reihe von Lebenskrisen meistern. Nicht immer finden wir die Antworten auf unsere Fragen in uns selbst,
oder in unserem Bekannten- und Freundeskreis, manchesmal brauchen wir dazu Menschen, mit denen wir über unsere Fragen sprechen können. Seelsorge und Beratung wollen hier eine
Hilfe sein und Menschen mit ihren Fragen und Problemen mit einfühlendem Gesprächsangebot beraten und begleiten.
Gestaffelte Verantwortung und gestaffelte Qualifikation
In den Gruppen und Kreisen der Gesellschaft und den Gemeinden, im eigenen Bekannten- und Freundeskreis und in der eigenen Familie treffen wir Menschen mit Lebens- und Glaubensfragen, Lebenskrisen, sowie psychischen Störungen und Erkrankungen.

Es gibt viele unterschiedliche Arten der Seelsorge. Wir beschreiben hier: Pastorale Seelsorge, Begleitende Seelsorge, Geistliche Begleitung, Beratende Seelsorge und Therapeutische Seelsorge.
Die „Seelsorgebewegung“ der vergangenen Jahrzehnte hat gezeigt, dass Seelsorger und Seelsorgerinnen von den Erkenntnissen der Humanwissenschaften und Medizin profitieren. „Beratende“ und „therapeutische Seelsorger“ haben eine Seelsorge-Ausbildung durchlaufen, die geprägt ist von einem Dialog der Praktischen Theologie mit der Psychologie, der Psychotherapie, der Medizin und anderen Wissenschaftszweigen (z.B. der Neuropsychotherapie). Allerdings gibt es keine einheitliche Ausbildung für Beratende und Therapeutische Seelsorge. Die Konzeption sind geprägt von den unterschiedlichen humanwissenschaftlichen Konzepten, die rezipiert (reflektiert übernommen) worden sind. So gibt es psychoanalytische, individualpsychologische, gesprächspsychotherapeutische, verhaltenstherapeutische, gestalttherapeutische, logotherapeutische, systemische und integrative Seelsorgekonzepte.
Seelsorge nimmt den Menschen wahr in seiner Beziehung zu Gott, zu sich selbst, zu seinem Mitmenschen (besonders in seinen Nähebeziehungen) und zur Umwelt. Letztlich geht es in der Seelsorge um die Wiederherstellung angeschlagener und zerbrochener Beziehungen durch Gespräch und Gebet (Reden mit Gott). Damit bekommt Seelsorge eine Weite, die sämtliche Glaubens- und Lebensfragen und Themen umfasst: Identitätsfindung, Ängste, Schuld, Schuldgefühle, Sinnfragen, Entscheidungs-konflikte, Krisen, Konflikte, Beziehungsstörungen, etc. So wie die Fragen nach dem gelingendem Leben, Liebe, Ehe, Familie, Erziehung, etc. Um nur einige Stichworte zu nennen.
Begleitende Seelsorgerinnen und Seelsorger haben sich selbst mit ihren Stärken und Grenzen besser kennen und reflektieren gelernt, um Seelsorge im Raum der Gemeinde zu praktizieren. Bei Anzeichen von psychischen Erkrankungen verweisen sie an einen Arzt oder Therapeuten.
Manche dieser Seelsorger haben außerdem eine mehrjährige theologische Ausbildung, andere haben einen „weltlichen Beruf“ und sich mit einer Ausbildung (von ca. 150 Std.) dafür qualifziert.
Neben den klassischen Formen von Seelsorge (Beichtgespräch, Zuspruch der Vergebung, Gebet, Segen) gehören oftmals beratende Fähigkeiten und eine reichhaltige Erfahrung im Umgang mit Menschen zu den Möglichkeiten Pastoraler Seelsorge.
Der Beratende Seelsorger kann auch in freier Praxis „Lebens- und Glaubensberatung“ anbieten oder als Angestellter in einer (kirchlichen, freikirchlichen) Beratungsstelle arbeiten. In der Regel bildet er sich weiter und nimmt Supervision in Anspruch, um seine Beratungsarbeit zu reflektieren.
„Therapie“ ein geschützter Begriff und ist ihm von staatlicher Seite nicht erlaubt. Weil die Übergänge zwischen Beratung und Therapie in der Praxis aber oft fliesend sind, darum wird der Beratende Seelsorger sehr genau darauf zu achten haben, wo seine Grenzen liegen und Ratsuchende bei Kenntnis von krankheitswertigen Störungen an Fachärzte und Therapeuten verweisen.
Konfliktklärung sucht in Auseinandersetzungen nach Ressourcen, die für eine Bewältigung der problematischen Situation dienen können, aber bisher noch nicht eingesetzt wurden.
Krisenmanagement hilft, in extremen Situationen zu bestehen, den Sinn zu entdecken und einen Weg zu einem neuen Verhalten zu finden. In der Konfliktbewältigung gilt es herauszufinden, was man will, um dann in ein sinnvolles und Ziel führendes Gespräch mit den Kontrahenten zu kommen. Jeder Konflikt zeigt: Es steht Neues bereit! Wir müssen es nur entdecken und ergreifen.
In der Regel sind Mediatioren Berater und Beraterinnen, mit einer Zusatzausbildung.
Es ist sehr schwer den Begriff zu definieren, auch in Abgrenzung zu Beratung und Psychotherapie, weil es viele Ansätze und Ausbildungswege dazu gibt. Coaching ist kein geschützter Begriff, darum können die Qualifikation des Coachs sehr unterschiedlich sein. Es empfiehlt sich auf weitere Qualifikationen zu achten. Das Hauptanliegen besteht darin, den „Klienten“ durch Begleitung, Feedback, Training (und Beratung) in die Lage zu versetzen, sich selbst zu organisieren (Prinzip der Selbststeuerung).
Die Erfüllung zentraler menschlicher Bedürfnisse wird in einer Ehe, bzw. Paarbeziehung gesucht: Sehnsüchte und Wünsche nach Zuwendung, tiefer Verbundenheit, Anerkennung, Liebe und beständiger Loyalität, sexuelle Beglückung, etc. Das anfänglich intakte Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen, Schenken und Beschenkt werden kommt oftmals aus dem Gleichgewicht, so dass es dazu kommt, dass letztlich jeder mehr vom andern erwartet, als dass er gibt. Mangelnde und misslingende Kommunikation lassen einseitige Sichtweisen entstehen, die sich zu problematischen Interaktionsmustern verfestigen.
Eheberater und Eheberaterinnen erfragen einen Beratungsauftrag (welche Themen können mit welchen Mitteln und Methoden bearbeitet werden), um dann gemeinsam mit dem ratsuchenden Paar die beziehungsfördernden Möglichkeiten und Stärken neu wahrzunehmen (ressourcenorientiert).
Eheberater arbeiten gemeinsam mit den Ratsuchenden Ihre Interaktions- und Kommunikationsmuster heraus, die zur Aufrechterhaltung der Paarprobleme beitragen. Allerdings ist es nicht leicht und für fast jeden Ratsuchenden eine Herausforderung, sich nicht als passiv Leidender einer Belastung zu sehen, deren Ursache man dem Partner zuschreibt, sondern als aktiv Beteiligter zu erkennen, der an der Aufrechterhaltung eines Konfliktes mitwirkt. Aufgrund dieser Erkenntnis und gezielter Veränderung innerhalb eines Beratungsprozesses soll und kann sich ein neues Gleichgewicht von Geben und Nehmen (Konzept der „Reziprozität“ ), so wie eine verbesserte Kommunikation und Interaktion einstellen.
Ehe- und Paarberater verfügen heute in der Regel über eine Ausbildung als Psychologe, Pädagoge, Sozialarbeiter, Theologe, Arzt oder ähnliche Ausbildungen, an die sich dann eine Zusatzausbildung in Eheberatung, Familienberatung, Familientherapie anschließt.
Paarberater mit anderen Berufen, erlernen z.B. in einer Ausbildung zum beratenden oder therapeutischen Seelsorger über Zusatzausbildung (z.B. EPL-Training, Kurse, etc.) oder einer Ausbildungen zum Eheseelsorger mit Paaren zu arbeiten.
Über den problemorientierten Ansatz von Eheberatung hinaus finden wir heute präventive sehr gute Angebote für Paare wie das Kommunikationstraining EPL (Thurmaier, Engl, Hahlweg) oder das in der Beratung zur Ehevorbereitung und Eheberatung eingesetzte Inventar PREPARE/ENRICH (Olsen) ein Test mit guter Diagnostik der Paarbeziehung und Anregungen für das Wachstum einer Paarbeziehung.
Familien- und Erziehungsberatung möchte Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung und bei Fragen der Gestaltung des gemeinsamen Lebens in Ehe und Familie unterstützen. Diese spezielle Form der Beratung umfasst Information, Beratung und Begleitung bei der Klärung und Bewältigung individueller und familienbezogener Probleme, sowie bei der Lösung von Erziehungsfragen.
Bei der Erziehungsberatung steht mehr der Umgang von Eltern mit ihren Kindern im Zentrum: Sie versteht sich darum oft als Hilfe zur Erziehung, aber auch zur Verbesserung der Kommunikation und des Zusammenlebens. Erziehungs- und Familienberatung findet oft im Kontext der Jugendhilfe statt und wird von Familien- und Jugendberatungsstellen angeboten.
In der Familienberatung steht das Ehe- und Familiensystem als ein komplexes Zusammenspiel im Zentrum der Beratung. Hierbei geht es um Kommunikation, Interaktion, Grenzen um „funktionale“ und „dysfunktionale“ Strukturen und letztlich darum, wachstumsfördernde Einstellungen, Verhaltens- und Kommuikationsweisen der Familienmitglieder zueinander zu fördern. Darüber hinaus ist oft auch eine heilkundlich orientierte Familientherapie, bzw. Psychotherapie angezeigt, die von Therapeuten, bzw. speziell ausgebildeten Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder Familientherapeuten angeboten wird.
Präventivprogramme möchten Eltern bei ihrer Eltern- und Erziehungsarbeit unterstützen:
Eltern lernen, in einem solchen „Elterntraining“ (z.B. PEP- Erziehungstraining) eine positive Beziehung zum Kind aufzubauen, die Entwicklung ihres Kindes zu unterstützen und die soziale und emotionale Kompetenz ihres Kindes fördern können. U.a. lernen Eltern wie sie auch unter Stress auf gut auf ihre Kind reagieren können.
Die am weitesten verbreiteten Therapieverfahren sind die „Verhaltenstherapie“ und „tiefenpsychologischen“ Behandlungen und die Gesprächspsychotherapie. Der Trend geht zu integrativen Therapieverfahren (Schulenübergreifendes Lernen, unter der Fragestellung, was hilft bei welcher Erkrankung und welchen Patienten am besten).
„Die meisten Psychotherapien haben das Ziel, dem Patienten bei der Entwicklung von Bewältigungsstrategien, dem Aufbau sozialer Kompetenz sowie der Steigerung des Selbstwertgefühls zu helfen.“
In Deutschland dürfen nur drei Personengruppen heilend tätig sein.
- Personen, die durch eine fachärztliche Ausbildung eine Approbation (staatliche Zulassung) erworben haben.
- Personen, die nach dem Psychotherapeutengesetz (PsychThG) eine Zulassung haben. Dabei handelt es entweder um Dipl.-Psychologen mit psychotherapeutischer Zusatzausbildung oder aber Dipl.-Sozialpädagogen und Dipl.-Pädagogen mit psychotherapeutischer Zusatzausbildung (nur Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie). Diese Psychotherapeuten müssen zur Approbation (staatlichen Zulassung) neben dem Hochschulabschluss eine mehrjährige psychotherapeutische Zusatzausbildung, sowie erhebliche Praxiserfahrung nachweisen.
- Personen, die nach dem Heilpraktikergesetz (HPG) eine Zulassung erhalten haben, psychotherapeutisch tätig zu sein. Zu dieser Gruppe gehören Menschen mit sehr unterschiedlichen Ausbildungsgängen, die ihre heilkundliche Befähigung durch eine staatliche Prüfung (HPG) nachgewiesen haben. Diesen Weg gehen meistens Beratende Seelsorger, um sich zum Therapeutischen Seelsorger (HPG) zu qualifizieren.
Was wirkt in der Psychotherapie eigentlich?
Therapeutische Wirkfaktoren nach Klaus Grave
(Hier ein wenig Fachchinesisch)
a. ) Therapiebeziehung
Bei allen Therapien trägt die Qualität der Therapiebeziehung signifikant zu einem besseren oder schlechteren Therapieergebnis bei (notwendiges Merkmal). D.h. es kommt darauf an, dass es einem Therapeuten gelingt eine gute, stabile, vertrauensvolle Beziehung zu seinem Klienten aufzubauen.
b.) Ressourcenaktivierung
Die Therapeuten nutzen vorhandene motivationale Bereitschaften und Fähigkeiten, die die Patienten in die Therapie mitbringen als positive Ressourcen für das therapeutische Vorgehen (notwendiges Merkmal).
c. Motivationale Klärung
Die Therapeuten helfen dem Patienten, ein klareres Bewusstsein der Determinanten seines problematischen Erlebens und Verhaltens zu gewinnen (korreliert hoch mit dem Therapieergebnis).
d. Problemaktualisierung
Die Therapeuten machen die Probleme, die in der Therapie verändert werden sollen, dem Patienten unmittelbar erfahrbar. Das kann z.B. dadurch geschehen, dass sie die reale Situation aufsuchen oder herstellen, in denen die Probleme auftreten; dass die Personen in die Therapie einbeziehen, die an den Problemen beteiligt sind, oder dass sie durch Techniken wie Imaginationsübungen oder Rollenspiele die Probleme erlebnismäßig aktualisieren. Dies ist vor allem dann fruchtbar, wenn in starkem Ausmaß Ressourcen aktiviert sind und eine sehr tragfähige Therapiebeziehung besteht.
e. Problembewältigung
Die Therapeuten unterstützen den Patienten mit bewährten problemspezifischen Maßnahmen aktiv darin, positive Bewältigungserfahrungen im Umgang mit seinen Problemen zu machen (korreliert hoch mit dem Therapieergebnis).
Dies sind „unspezifische Wirkfaktoren“ auf die Psychotherapie achtet. Das bedeutet nicht, dass es keine spezifischen Wechselwirkungen zwischen den Eigenarten des Patienten und den Merkmalen des Therapeutischen Vorgehens gibt (und den Eigenarten des Therapeuten).
Das Fachgebiet der „Nervenheilkunde“ ist heute aufgeteilt in den Bereich der Neurologie und der Psychiatrie. Jedoch gibt es viele Ärzte, die sowohl eine fachärztliche Qualifikation in Neurologie und Psychiatrie erworben haben und darum einen Befund der nervlichen Funktionen (siehe auch Neurologie), sowie eine Diagnose der psychischen oder psychosomatischen Erkrankung erstellen können. Aufgrund eingehender Untersuchungen erstellt der Facharzt eine Diagnose, die das Störungsbild beschreibt, aufgrund dessen er eine Therapie ansetzt, bzw. empfiehlt. Psychische Erkrankungen werden in der Regel auf verschiedenen Ebenen therapiert: Psychotherapie, Sozialtherapie und oft empfiehlt sich eine medikamentöse Behandlung (Psychopharmaka). Sie auch Psychotherapie.
Unter psychosomatischen Erkrankungen versteht man Beschwerden und Erkrankungen, die durch psychische Belastungen oder Faktoren hervorgerufen werden und die genauso real sind wie andere Erkrankungen. Wer unter psychosomatischen Beschwerden leidet, der verspürt körperliche Symptome (z.B. Schmerzen), die nicht mit „auf körperlichen Ursachen“ erklärbar sind. Die Psychosomatik ist eine Betrachtungsweise, „die nicht etwa dem Körperlichen weniger, sondern dem Seelischen mehr Beachtung schenkt“.
Psychosomatische Diagnostik und Therapie ist ein eigenständiger Teilbereich der Medizin, der in Beziehung mit anderen Disziplinen steht.